Opfer gut und schnell unterstützen

Britta Buschhüter (links), Opferschutzbeauftragte nach Verkehrsunfällen bei der Kreispolizeibehörde Coesfeld, und Monika Holtkamp, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen in Dülmen und Coesfeld, kooperieren, um Betroffene zu unterstützen. © Bistum Münster

Seit nunmehr eineinhalb Jahren arbeiten Britta Buschhüter und Monika Holtkamp in Dülmen zusammen. Die Kooperation zwischen der Opferschutzbeauftragten der Kreispolizeibehörde Coesfeld und der Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) in Dülmen macht Sinn. „Es ist gut, wenn man vernetzt ist und sich kennt“, berichtet Buschhüter.

Seit September 2022 ist die Polizeioberkommissarin Opferschutzbeauftragte nach Verkehrsunfällen. „Das gab es vorher im Kreis Coesfeld nicht. Laut Statistik sind durchschnittlich 113 Menschen nach einem Verkehrsunfall betroffen: von Kolleginnen und Kollegen, die den Unfall aufnehmen und bearbeiten, über Helfende in der Rettungskette bis hin zu Angehörigen, Zeugen oder auch Ersthelfende. Unfallopfer können alle sein“, weiß die 40-Jährige.
Zu Beginn ihrer neuen Aufgabe hat Buschhüter Kontakt zu unterschiedlichen Stellen aufgenommen. Und eben auch zur Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Dülmen. „Ich habe mich gefragt, ob es eine gute Anlaufstelle für Unfallopfer sein könnte. Es gibt zwar einen Pool, in dem sich Kolleginnen und Kollegen nach einer Schulung als Opferbetreuer freiwillig engagieren, aber wir sind keine Psychologen“, berichtet sie. Direkt beim ersten Treffen war klar: Eine Kooperation mit der Beratungsstelle ist für alle Beteiligten ein großer Gewinn. 

Seitdem bekommen Betroffene den Hinweis, dass sie sich bei der EFL in Dülmen melden können. „Sie erhalten schnell einen Termin, denn sie sind in einem Ausnahmezustand. Wir sind so flexibel, dass wir auf diese außergewöhnlichen und sehr belastenden Situationen schnell reagieren können. Wir hören zu, fragen nach und schauen, was an Ressourcen da ist und wie sie mit der traumatischen Situation umgehen können. Ein großer Teil der Beratung ist Psychoedukation: was passiert bei einer traumatischen Situation, in der alles in den Überlebensmodus geschaltet wird. Wir versuchen zu vermitteln, dass es normal ist, sich in dieser Situation so zu fühlen wie Betroffene sich fühlen“, berichtet Holtkamp. Sie erinnert sich beispielsweise an eine junge Frau, die sich nach einem Unfall nicht mehr hinters Steuer setzen konnte. Nach fünf Treffen sei es für sie wieder möglich gewesen. „In den meisten Fällen reicht eine Traumaberatung“, ist sich Holtkamp sicher.

Buschhüter ist froh, dass es die Möglichkeit gibt, den Betroffenen die Kontaktdaten der EFL geben zu können. „Es passiert nicht jeden Tag etwas, aber es ist gut, dass es eine Anlaufstelle gibt, an die sie sich wenden können“, sagt sie. Das Arbeiten im Netzwerk sei wertvoll. „Uns muss es darum gehen, die Opfer so gut und so schnell wie möglich zu unterstützen. Das schaffen wir zusammen“, freut sie sich über das gute Miteinander.

Als Opferschutzbeauftragte nimmt Buschhüter nach Unfällen Kontakt zu Betroffenen auf. „Wenn das Unfallopfer verstirbt und Ersthelfende dies nicht verhindern konnten, machen sie sich häufig Vorwürfe, etwas falsch gemacht zu haben. Das ist aber in den meisten Fällen nicht so“, erklärt sie. Das kann Holtkamp gut nachvollziehen, denn sie ist selbst Ersthelferin. „Schuldgefühle können immer aufkommen. Man fragt sich, ob man hätte mehr machen können“, berichtet sie. In so einem Fall ginge es in der Beratung darum, den Betroffenen Raum zu geben, die Ängste und Schuldgefühle auszusprechen, und dann die Ressourcen wieder in den Blick zu nehmen: „Ich habe alles getan, was möglich war; ich war in der Lage zu handeln, mein Verhalten war richtig, unabhängig vom Ergebnis.“

„Wichtig ist es, die Opfer zu stabilisieren, ihre Wahrnehmung, ihre Gefühle zu validieren, damit sie wieder Boden unter den Füßen haben. Wir arbeiten beispielsweise daran, wie sie mit Flashbacks umgehen können“, erläutert Holtkamp. Häufig, aber nicht immer, reiche die Beratung aus. Sei dies nicht der Fall, verweisen die Mitarbeitenden der EFL auf weitere Möglichkeiten.

Auch mit den freiwilligen Feuerwehren arbeitet die EFL zusammen. „Da haben wir vor allem die Menschen im Blick, die zuhause bleiben, während ihre Angehörigen ausrücken. Sie haben auch die Möglichkeit, sich bei uns in unterschiedlichen Situationen zu melden“, berichtet Holtkamp. Für die Vertrauensleute der freiwilligen Feuerwehren steht die EFL auch in allen anderen Situationen zur Verfügung, in denen die Unterstützung durch die eigene psychosoziale Unterstützung nicht ausreicht.

Solche Kooperationen seien in der EFL eher ungewöhnlich. „Die Menschen kommen zu uns und wir beraten sie. Da gibt es manchmal wenig Schnittstellen mit anderen. Aber wir schauen über den Tellerrand“, ist Holtkamp sicher. Arbeit sei genug vorhanden, aber trotzdem mache es Sinn, auf außergewöhnliche Situationen – sei es für Opfer, Helfende oder freiwillige Feuerleute, die sich für das Gemeinwohl einsetzen – zu reagieren. „Es ist gut, dass sie hier aufgefangen werden“, ist auch Buschhüter froh.

Michaela Kiepe

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